Architexxt



Gedichte II




Mondin


Der Mond, sagt man,
ist eine Frau. Ist
eine Göttin, sagt man.

Und unter dem Wunder des
schwebenden Steinschildes, über
den Horizont aufgestiegen,
strahlender als die Lichter
ringsumher
und befremdlicher,
wirst du mir in seinem Schattenlicht
zu der einzigen Frau,
der Göttin,
die erschienen ist.
Wie schon immer.
Und immer wieder. Mondin,
bist du es?

Mondmädchenfrau, wie zärtlich kannst du
blicken! Deine Seele
verwebt sich mit der Ferne,
aus der dein Licht kommt. Der Nähe,
die dein Himmelsglanz erhellt. Dem dunklen
Horizont, der uns beide umfasst.

Was wird, wenn alles vergangen ist, als Erinnerungsbild bleiben? Der Klang
deiner Stimme, der Duft deines Haares, die sachte Berührung deiner Fingerkuppe -
Präsenz der Göttin in dir, in uns, ewig neu und wie am Anfang der Welt schon immer gewesen?
Ich weiß, wir sind nicht die einzigen, ich weiß, wir
sind Bild für alle Paare der Welt,
doch Liebe ist Gegenwart und
alles. Und das hier
ist Liebe.



Für dich


Was wir uns sind:
Spiegel und Echo
Und Traumerzähler,
Morgengefährten Hand in Hand.
Und Einschlafgefährten, Nachtbegleiter,
Auswegsucher im Labyrinth,
Helfer in Wirrnis und
Seelentröster.
Wegfinder sind wir uns,
ich hoffe es, Zielsucher und
Deuter.

Und Glück ist,
die Stimme der Geliebten
zu hören, nur ihre Stimme,
und alles
singt.



neujahr. zueignung


zeit ist ein rätsel. zeit
gibt es nicht. zeit
drängt sich auf -

bin ich bei dir
ist keine zeit -
denk' ich an dich
ist keine zeit -
unser augenblick umfasst alles
und
darüber hinaus.

doch jetzt reiht sich
jahresanfang an jahresanfang
dicht gedrängt aneinander
eine vielzählige kette.
wohin
hat sich die zeit nur
verflüchtet?

mein spiegel sagt mir:
du bist alt.
meine innere stimme sagt mir:
gestern erst hast du begonnen.
heute fängst du an zu verstehen.
morgen - was ist
morgen?

ich möchte immer neben dir
aufwachen, an jedem morgen, an
allen künftigen morgen.
wie lange aber wird sich dieses
morgen an morgen reihen?
wann geht es ins imaginäre? ab wann zeigt mir mein blick nach vorn
nur illusionen? spielt mein denken sich selbst
etwas vor?
ich sehe
keinen abbruch. doch der
erwartet dich.
nicht mich.



Schlaflos


Ich kann
ohne dich nicht
schlafen
mit dir nicht
schlafen
nicht mit dir
schlafen -
wohin ist mein Schlaf?



Schlafend


Wenn ich neben dir
liege
und dich betrachte
umhüllt uns
Zärtlichkeit.
Aus verborgener Quelle
in mir hervorgerufen
durch dich...

Schlafend, träumend
liegt ein Licht auf deiner
Stirn. Oder ein Schatten?
Du bist bei dir.

Ich bin bei dir.



Vor mir


Vor mir
Liegt das Land.
Die Wüste bleibt zurück.
Doch mit der Wüstung in mir,
wie kann Zukunft sein und
ohne dich?

Vor mir
Liegt das Land.
Fruchtbare Landschaft.



Versöhnung


Symbol:
ein leeres Rabattmarkenheftchen -
alles wieder blank.
Lösungsmittel:
Toleranz.
Guter Wille.
Liebe.

Und Arbeit daran.

Und Liebe.



<

Wortlos


Dir zu sagen
was du mir bist
lösen Worte nur zögernd
sich aus dem Himmel
der dich umgibt.
Fallen zur Erde
wo ich sie auffinde,
aufsammle, aufpicke -
kleine zerbröselte Krumen
aus der Fülle
des Unausgesprochenen...