Architexxt



In die Ferne


Als der Sohn klein war, streckte er die Ärmchen hoch und wollte emporgehoben werden. Er juchtzte, warf der Vater ihn dann in die Höhe. Er vertraute dem Wurf, dem Fang, dem Vater. Jetzt ist er in sich zurückgezogen und verschlossen. Keine entgegengestreckte Arme mehr, dafür scheint er zu alt zu sein, und auch kein Vertrauen mehr. Jeder steht für sich, so sein Gedanke. Ich kann mich auf niemanden stützen. Auch auf mich selbst nicht. Denn ich bin zu schwach.
Schwach wie mein Vater, der doch so Starke in meinen Kinderaugen. Keine Kinderaugen mehr, kein Träumen, kein Hinwegsehen. Wie leichtfüßig ging es über Abgründe, damals, als es noch möglich war, die Erwachsenenaugen abzuwehren. Doch Wirklichkeit drängt sich nun unabweisbar auf. Wir sind beide schwach in diesem Leben und ich verachte uns deswegen. Doch liebe ich ihn auch und sage es ihm deshalb nicht ins Gesicht. Aber was soll ich sonst sagen? Anderes gibt es nicht mitzuteilen, banales Geplapper ausgenommen. Deswegen Schweigen. Stille.
Es zieht mich in die Ferne. Weit weg von hier. Aus der Stummheit in ein ungeheures Getöse aus Musik und Lachen und Freundesgesänge. Während dort getanzt wird, liege ich stumm und gefesselt hier. In die Ferne will ich, auf welche Weise auch immer.
Wie aber sage ich's dem Vater, ohne dass Hass meine Stimme verzerrt, Ärger losbricht, Schmerz wütet?
In die Ferne, ohne Fesseln sein, will ich.