GNOSISROMAN: HELENA
Inhalt:
Ruin + Ellen/Der Maler + Anfänge + Ellens Monolog + Pollok + Lernen + Zweifel + Entwicklung + Schreiben + Der Guru + Gedankenfallen + Helena + Argumentieren + Reflexionen + Dem Ende zu + Überzeugungen + Epilog
Helena
Normal scheint immer das zu sein, inmitten dessen man sich wie selbstverständlich bewegt, ohne Reibung, Anstöße oder Behinderung - am Eich- und Quellpunkt des Koordinatenkreuzes, das für einen selbst Normalität, und Abweichung davon, anzeigt. Aber dieses Koordinatensystem bewegt sich mit uns, wir nehmen es mit, wenn wir uns verändern: Bald sind uns Dinge geläufig, die wir vorher für exotisch, unwahrscheinlich, ekelerregend, seltsam und irregulär gehalten haben.
Unser ganzes Normalitätssystem verschiebt sich - unmerklich zuerst, am Ende sind wir im Gegenfeld des Ausgangsortes angelangt: Gut ist Böse, Böse gut, eine Umwertung der Werte... Es wird nicht immer so extrem sein, und die Wenigsten stürzen sich Kopfüber in eine Gegenposition zum Bisherigen - aber auch das ist möglich: Konvertit über Nacht. Meist ist es ein schleichender Prozess: Ein Kontinuum, an dessen Endpunkt das für richtig akzeptiert wird, was man am Anfang noch ablehnen musste.
Man kann es lernen nennen (Ich möchte dieses Wort lieber für den Prozess reservieren, bei dem ich meine Skala vergrößere, anstatt meinen Bezugspunkt nur zu verschieben). Man kann es Umkonditionierung nennen. Es geschieht überall dort, wo es nötig wird, Altes aufzugeben, um Neues annehmen zu können. Entweder, weil wir das Neue begrüßen, da es eine Bereicherung für uns ist, oder wir durch die Umstände gezwungen werden, uns ihm zu stellen.
Wenn wir uns dem Wachsen, Größer werden, Reifen nicht verweigern, werden wir vieles kennen, verstehen, akzeptieren lernen, was wir am Beginn noch als fremd ablehnen mussten, weil mit unserer Erstprägung nicht übereinstimmend. Wir können unsere kindlichen Maßstäbe nicht behalten - nicht, weil wir nicht unschuldig bleiben können, sondern, weil diese Maßstäbe nichts Unschuldiges an sich haben, sie sind einfach nur das, in was wir gesetzt worden sind und was wir deswegen angenommen haben. Nur unser vorurteilloses Annehmen des uns Vorgesetzten ist das Unschuldige daran: unser Kindheitszustand.
Es wird lange dauern, bis wir uns von dieser Erstprägung freimachen - vielleicht nie, bei den Meisten ist es so. Oft wird es auch nicht nötig sein: Nur selten haben Menschen eine so unglückliche Mentalität und Vorstellungswelt übernommen, dass sie damit nicht zurechtkommen, nicht damit leben können, sie auf Dauer damit unglücklich sind - weil mit ihrer eigenen Natur oder mit den Vorstellungen einer erweiterten sozialen Umwelt kollidierend.
Aus den Vorurteilen, Geschmäckern, Grenzziehungen des unschuldig Übernommenen müssten wir uns jedoch befreien, wollten wir größere Maßstäbe annehmen, umfassendere und objektivere. Das wäre der Weg aus der Enge in die Weite. Ein anderer Weg ist der von der Unschuld des zuerst Angenommenen in die verwirrende Relativität aller Ansichten, Meinungen, Werte - verwirrend allerdings nur vom Standpunkt der Einmaligkeit und Absolutheit des unschuldig Aufgenommenen. Hält man daran fest, ohne es anwenden zu können (weil vielleicht ständig mit der Realität hart zusammenstoßend), verirrt man sich im Verwirrenden. Jetzt ist einem vielleicht alles gleich gültig geworden, da unentscheidbar: Was ist gut, was ist schlecht, was richtig, was falsch? Wenn die Dinge einem nicht mehr aus sich heraus sagen, was sie sind - und sie können es nur in Bezug auf unseren festen Ausgangspunkt - wird es schwierig, sie zum Sprechen zu bringen: Sie offenbaren sich nur in einem Bezugssystem. Und nur in einem dynamischen, sich entwickelnden, offenbaren sie sich mehr und mehr, umfassender und tiefer.
Es gibt allerdings auch den Weg von einer Enge in eine andere, nur ausgetauschte. Festgebannt ist man auch dort, festgeklemmt und unfähig, sich weiterzubewegen. Ersetzen der alten Vorurteile durch neue, kann man es nennen, der alten Vorlieben durch fremde Geschmäcker. Viele der Erzählungen Ellens über die Spiele ihrer Kunden klangen mir danach.
Sie selbst verschob ihren Aufmerksamkeits- und Erlebnisradius nicht einfach weiter, woanders hin, sondern erweiterte, vergrößerte ihn, wenn sie mit neuen Erfahrungen konfrontiert wurde - was nicht von ihr ausging, sondern durch die Wünsche der anderen bedingt war (und wohl den Unterschied ausmachte). Bei diesen aber wurden aus eher harmlosen Rollenspielen um Sex und Dominanz raffinierte Fesselungs- und Demütigungsinszenierungen, schmerzhafte Schläge und Blutergüsse, mehr und mehr ausgebaut und bald das Einzige, was noch erregte. Aus dem verständlichen Wunsch, dem anderen auch in den intimsten Momenten nahe zu sein (dem Wunsch, an die Grenze zu gehen), wurden bei wieder anderen ausgedehnte Urinier- und Kotaktionen, unverzichtbar, sollte das Treffen befriedigend sein.
Sie selbst dagegen hielt Distanz dazu, hielt sich an eine Rolle, die sie übernahm, manchmal aus Sympathie, manchmal aus Professionalität, manchmal, um sich selbst auszutesten und Scham- und Ekelgrenzen zu überschreiten. Aber sie grübelte über die Akzentverschiebung im Leben ihrer Kunden, die ihr Sexrepertoire auf diese Weise ausbauten: War es für diese eine Bereicherung, die Eroberung einer neuen Variante, oder eine verengende Festlegung auf extremere Verhaltensweisen, indem ihnen dadurch der einfache Akt zu langweilig wurde? Was sagte es über den Sex aus, wenn auch er ständig neu erfunden werden musste, sollte er erregend bleiben? Was über ihre Kunden, wenn diese, auf der Suche nach dem ultimativen Kick, sich so offensichtlich an Vorbilder orientierten, die sie in der Pornoszene (dem Internet) fanden?
Für sie genügte die Erregung an der Erregung des anderen Körpers, dessen sexueller Anspannung, die sinnlichen Anreize, die sich dem Tasten, dem Riechen, dem Schmecken, dem Auge und Gehör boten, wenn der Mann (manchmal auch die Frau oder beide) sich mit ihr und sie sich mit ihm beschäftigte, im ewigkeitsangrenzenden, zeitsprengenden Spiel der umeinander geschlungenen Leiber, dem Ritt oder dem Geritten werden, in der Stimulierung mit Zunge, Fingern, im Aneinanderreiben und sanft Berühren oder kräftig Gepackt werden - jede Region ihres Körpers war empfänglich für Reizungen, ob durch Streicheln, Massieren, Kneten - jedes Härchen ihrer Haut bereit, sich in Gänsehautwellen aufzurichten, ein Keuchen, ein Ächzen unterstreichend. Sie war Hingebung und Erfüllung der Sinne - war das nicht genug?
Warum schoben sich bei vielen die Bilder der Pornoindustrie zwischen sie, ihrem Angebot, und dem, was die Männer als Erfüllung ihrer Ansprüche suchten? Bilder, die auf Standardsituationen hinausliefen, auf die immer gleiche phantasielose Sexpraxis, mit immer demselben Ablauf (trotz wechselnder Darsteller in wechselnden Kulissen), zuerst die orale Beschäftigung mit seinem Glied, dann die vaginale Penetration, anschließend Analsex, und abschließend die Besamung ihres Körpers, ihres Gesichtes (in ihren Mund lies sie es nur ausnahmsweise zu). Oder die besonderen Wünsche, die doch auch nur in das Alphabet der Genres einzuordnen waren, von Bizzar über Bondage, Kaviar, Natursekt, Rollenspiel usw. bis SM - warum diese Reduzierung auf ein Fachgebiet, statt sich dem auflösenden Strom des Geschehens anzuvertrauen?
Es war schon Standard geworden - jeder Zweite fragte danach - dass die Männer sie nicht nur im Mund nahmen, sondern dort auch ihren Samen verspritzen wollten (und, noch weitergehend, dass sie ihn dann schlucken sollte...) - war das einfach der Ausdruck ihrer sexuellen Dominanz, die sie in dieser Stellung noch stärker erleben konnten als im Herrichten der Frau auf den Stoß von hinten oder von vorn, als im heftigen Umgreifen ihres Körpers, um sie sich zurechtzubiegen?
Sie fühlte sich nicht gedemütigt (weil sie diesen Gedanken nicht zuließ), wenn ihr jemand sein Glied in den Mund zwang, überragend in seiner sie bedrängenden stärkeren Körperlichkeit - dieser Anblick erregte sie eher - aber sie vermutete, dass es in ihm dabei dieses Gefühl des Demütigens gab - es sogar den größeren Teil des Reizes ausmachte, den diese Stellung für viele gegenüber den anderen hatte. Und wenn es so wäre: Sie würde dieses Gefühl ihm ermöglichen, für ihn die Gedemütigte darstellen, ihm das geben, was er sich von einem Zusammensein mit ihr versprach. Ihre Sache war es, gut zu sein, perfekt zu sein, und dadurch die Leitung über das Spiel zu behalten.
Wenn Ellen mir von den Szenen berichtete, die sie manchmal bei ihren Terminen erlebte - als Objekt des Begehrens, der Manipulation, als Mittelpunkt einer Privataufführung - fragte ich mich, wie sie, woher das kam und wohin es führte. Sind die Formen der Sexpraktiken Deklinationen des Möglichen auf diesem Gebiet, eingegrenzt nur durch die Organik des Körpers, seiner Öffnungen und Funktionen? Sind sie Ergebnis des Wechselspiels zwischen Körperlust und kulturell Erlaubtem, Toleriertem, Verdrängtem, Verbotenem?
Und wenn nichts mehr obszön ist - wo bleibt das Obszöne? Seine Faszination? Die Erregung durch das Tabuisierte? Durch die heimliche Überschreitung des öffentlichen Verbots? Verschieben sich die Grenzen, wo endet die Verschiebung, bei welchem Tabu? Gibt es keine wirkliche Grenze, außer der letzten, alles beendenden - der Aufhebung des Körpers als solchem?
Das Extrem, der Endpunkt der Behandlung des Körpers als Objekt ist dessen Zerstörung, darüber hinaus lässt er sich nicht mehr manipulieren. Wäre dies die ultimative Körpererfahrung, die erreichbar ist, die erreicht wird - durch von diesem Weg Faszinierte? Was war das Motiv des Mannes, der das Geschlechtsteil seines freiwilligen Opfers aufaß: Going to the extreme? Und wäre ein Darüber hinaus nur noch möglich, indem er sich selbst aufäße, Stück für Stück, sich dadurch selbst eliminierend?
Die Zerstörung des Begehrten ist möglicher Zielpunkt dieser Art von sexueller Praxis, potenziell in ihr angelegt, unterschwellig, unbewusst mitschwingend, auch wenn die sie Ausübenden noch lange nicht dieses letzte Tabu verletzen wollten. Sie wollen im Allgemeinen nur ein wenig daran kratzen, sich ein wenig daran gruseln. Die Schreie, das Schmerzgestöhne, das Widerstreben und die Gegenwehr, das Gebrochen werden des Widerstands, das sich in ein Schicksal ergeben - das ist das Spiel, das sie erregt, sie aufgeilt, das sie in unlösbarer Verbindung zum Geschlechtstrieb erleben, indem Eigenlust und Schmerz des anderen sich mischen.
Und wenn die Normen der Zivilisation aufgehoben sind, die Schranken wegfallen, die den Normalbürger lenken, wie verhält er sich da, wenn er in dieses Spiel einsteigen kann? Mir kam die Geschichte der Berliner Domina in den Sinn (allerdings keine Normalbürgerin), die ich irgendwo gelesen hatte, welche im KZ die Gelegenheit bekam, in Realität an wirklichen (unfreiwilligen) Opfern alles das anzuwenden, was sie an Sexfolter mit freiwilligen Teilnehmern gelernt hatte - ihre Kunden waren überwiegend SS-Männer gewesen. Zusammen mit und für den KZ-Kommandanten zelebrierte sie nun ihren für das Opfer schmerzvoll-tödlichen Kult, als Spielmaterial junge Männer aussuchend, die sie bis an deren Ende zerfleischen konnte, die Hölle in der Hölle - Orgasmus und Tod, Höhepunkt und letalen Ausgang aufeinander abgestimmt.
Steht dieses Entsetzensbild verborgen im Hintergrund aller dieser privaten SM-Basteleien, dem harmlos-bürgerlichen Sonntagsvergnügen, Ausgleich für den Alltagsstress, als das es inzwischen angesehen wird? Das waren meine Fragen an die Szenen, wie ich sie von Ellen gemalt fand.
Sie lehnte es ab, so weit zu gehen, ihre Kunden für etwas zu verurteilen, was diese in ihrer Phantasie trugen (oder sogar nur unbewusst in sich hatten), ohne weitere Folgen für deren tägliches Leben.
"Jeder hat jede Tendenz in sich, jede Möglichkeit, konstruktive und destruktive. Jeder kann jede Neigung entwickeln: Herrschsucht, Grausamkeit, Zerstörungslust - Sanftheit, Zärtlichkeit, Ergebenheit. Ist als Mann in sich weiblich, ist als Frau in sich männlich. Jeder ist potentiell alles. Niemand kann sagen: Ich bin nur so, anderes ist mir nicht möglich, anderes ist nicht in mir. Oft sind es die Umstände, die uns auf etwas festlegen, unser Verhalten vorgeben. Und wenn jemand etwas in sich entdeckt, was er vorher noch nicht von sich wusste, eine Neigung, eine Fähigkeit, kann ich ihm helfen, sich darüber bewusster zu werden und sich weiterzuentwickeln - wenn er mag. Natürlich nicht, wenn er bemerkt, dass er eigentlich homosexuell ist und mit Männern zusammen sein will - dafür bin ich nicht mehr zuständig."
Sie lachte: "Einen meiner Kunden habe ich auf diese Weise verloren - er wollte unbedingt einmal mit mir und einem anderen Mann zusammen sein, um uns beim Sex zuzusehen, wie er sagte. Aber was er wirklich wollte und nur vor sich selbst nicht zugeben konnte, war: Er wollte einen Mann in sexueller Aktion sehen. Wollte zu dritt sich erlauben, was er als Paar sich nicht traute. Hat er aber doch, nach diesem Erlebnis - jedenfalls haben wir uns danach seltener getroffen, dann nicht mehr, und später habe ich ihn zufällig in einer Bar zusammen mit einem Mann gesehen, eindeutig flirtend. Ist irgendwie deprimierend, als Frau einen Mann an einen Mann zu verlieren", wieder lachte sie, "aber ihm habe ich auf diese Weise geholfen: Er ist sich über sich selbst klarer geworden, hat sich zu sich selbst befreit - wenn es denn eine Befreiung und nicht nur ein anderes Gefangensein ist."
"Wenn ich den Männern helfe, ihre sexuellen Phantasien zu entwickeln und auszuleben, ist das für mich nichts Schlechtes, im Gegenteil, es ist für mich ein Beitrag zu ihrer Entwicklung im Allgemeinen. Nur schade, dass es so oft keine Phantasie ist, die sie ausleben, sondern bloßer Abklatsch der Pornofilmszenen, die sie irgendwann gesehen haben und nun nachspielen wollen - von Männern darf man allerdings auch nicht zu viel verlangen", sagte sie jetzt lächelnd,
"frau muss ihnen gegenüber tolerant sein, isn't it? Was mich aber mehr belastet als der Destruktionstrieb meiner Kunden, diese müssen das mit sich selbst ausmachen, ist meine eigene Rolle in den vielen Begegnungen mit ihnen: Wie weit werde ich selbst deformiert durch das, was sie von mir fordern, was ich ihnen zu geben bereit bin?
Ich sehe mich nicht zynischer, abgebrühter, verbrauchter als früher, bin immer noch neugierig auf jede Begegnung, noch immer bereit, mich auf jemanden wirklich einzulassen, in ihm das zu sehen und zu finden, als was er sich selbst erlebt - wenn er sich nicht völlig überschätzt, sich selbst verfehlt - freue mich und bin gleichzeitig nervös (allerdings nicht mehr so stark wie am Anfang), wenn ich jemanden zum ersten Mal treffen werde, und wenn es dann jemand ist, den ich schätzen kann, ist es für mich immer noch eine Bereicherung. Und für die, die ich schon kenne, die mich kennen und mir sagen, wie sehr sie mich mögen, bin ich uneingeschränkt offen und aufnehmend, bis auf diesen einen Punkt: Sie können mich nicht für sich selbst allein beanspruchen, können mich nicht vereinnahmen. Ich bin nicht bereit, eine andere Beziehung mit ihnen einzugehen als die, wofür sie bezahlen. Und kann doch nichts dagegen tun, dass sie sich noch etwas anderes versprechen."
"Wenn meine Deformierung nicht in der mechanischen Sexroutine besteht oder in der heimlichen Verachtung der Kunden, wie ich es bei anderen bemerkt habe, die den gleichen Job machen, bin ich vielleicht doch auf andere Weise deformiert: Ist mein Leben nicht ein Täuschen der anderen, ein Verheimlichen meines Selbst, ein Vorspielen von Gefühlen, die ich nicht immer, nicht jedes Mal auf Abruf haben kann? Ich will nicht täuschen, aber täuschen sich die anderen nicht über mich? Ich will nichts verheimlichen, aber wie kann ich den Zudringlichkeiten entgehen, wenn ich mich nicht ins Heimliche, ins Verschweigen zurückziehe? Ich will niemandem etwas vormachen, aber versteht der andere denn den Unterschied und auch das Gemeinsame von Echt und Vorgespielt und Gewollt und Unwillkürlich? Die Dialektik der Gefühle und Empfindungen? Trotzdem frage ich mich manchmal: Bin ich eine Betrügerin? Ohne es zu wollen? Der Wirkung nach?"
"Ich kann nicht allen alles geben, was sie von mir wollen - ihr kurzfristiges sexuelles Verlangen kann ich aber befriedigen. Ich kann ihnen mein eigenes Begehren geben, das Begehren meines Körpers, für den Augenblick nur, aber ohne Einschränkung, ohne Vorbehalt. Etwas, was ihnen genug sein sollte, da es viel ist - und für die meisten auch Grund genug, mich immer wieder anzurufen.
Ich gebe mich ihnen, dadurch, dass ich es bin, der sich gibt, aber ich behalte mich auch, da ich gleichzeitig bei mir bleibe, nach meinen eigenen Regeln handle. Ich behalte mir mein Privates vor, mein eigenes Leben, trenne Geschäft von der übrigen Lebenszeit ab, wie es jeder macht, auch wenn es viele meiner Kunden anders sehen oder anders haben wollen.
Manchmal denke ich: Das ist deren Problem, warum schauen sie nicht genau hin, warum sehen sie mich nicht so, wie ich bin und für sie sein kann? Aber vielleicht fällt das wirklich schon in das Gebiet der Täuschungen, auch wenn ich es nicht will, vielleicht lässt es sich nicht vermeiden, oder nur dadurch, dass ich meinen Job aufgebe... Alles in ihm beruht ja darauf, dass Wirklichkeit und Illusion ineinander übergehen, sich vermischen...
Ist denn das Gefühl, das ich vorspiele, nicht genauso wirklich, weil wirkend, wie ein so genanntes echtes Gefühl? Für mich ist die Empfindung, die ich dem anderen gebe, weil ich es so will, genauso real wie eine Empfindung, die mich unwillkürlich überkommt - was der andere selbstverständlich als seinen Teil daran verbucht, als seinen Triumph, seine Macht über mich..."
"Ich weiß, kein Mann wird verstehen, wenn ich ihm erklären würde, dass ich noch nie einen Orgasmus beim Sex mit einem Kunden hatte, dass das aber nichts bedeutet, da ich den Sex mit ihm genieße und auch zeige, wie sehr, und dass er meine Reaktion auf seine Berührung und auf sein Tun für echt nehmen kann: Dass ich mich ganz dem überlasse, was er mit mir macht und mich ganz in den Empfindungen auflöse, die er in mir bewirkt - mit dem Vorbehalt, dass ich dabei immer darauf achte, dass er selbst auf seine Kosten kommt. Er wird es nicht verstehen, dass er, würde ich einen Orgasmus haben, weniger davon hätte, als jetzt, wo ich auf ihn eingehe und ihn spüre, mehr als im Orgasmus, bei dem ich nur in mir selbst bin, mir enthoben.
Er würde es nicht akzeptieren, es als Beschönigung seines Versagens nehmen und sich betrogen fühlen. Betrogen um den Erfolg seiner Anstrengung, beschädigt in seinem Selbstbild als Mann. Oder er würde mir einfach nicht glauben: Hat er doch selbst gefühlt, wie ich auf ihn reagiert, wie ich durch ihn den Gipfel erreicht habe. Deswegen spreche ich nicht darüber oder weiche in Allgemeinplätzen aus. Aber die Einbildung eines orgasmusartigen Gefühls, die ich in mir erzeuge, durch ihn, mit ihm, und ein Orgasmus, der meinem Körper widerfährt, liegen so nahe beieinander, dass es für ihn auf dasselbe hinauslaufen sollte. Er ist aber nur zufrieden, wenn ich auf seine Frage, ob ich gekommen bin, erschöpft nicke."
"Kannst du dir vorstellen, dass ich eigentlich asexuell lebe? Kein Gefühl mehr, wie früher, unbedingt Sex haben zu wollen, einem Drängen nachgeben zu müssen, das in mir treibt und eine Gelegenheit zur Erfüllung sucht? Ich bin nicht frigide, glaube wenigstens nicht, das man meinen Zustand so bezeichnen soll, da ich Empfindungen habe, Erlebnisse, mich der Sexualität überlassen kann, wenn ich will - aber ich spüre überhaupt kein Verlangen danach. Ich tue es für meinen Kunden, bin geil, bin sinnlich, bin dabei, weil er es so haben soll, er den Eindruck bekommen soll, er sei ein toller Liebhaber und ganz mein Fall - aber für mich selbst brauche ich es nicht.
Habe ich durch meinen Job etwas Ursprüngliches verloren? Oder bin ich dadurch darüber hinaus? Jedenfalls lebt es sich leichter so. Konzentrierter. Ich hänge keinen feuchten Tagträumen nach (und stell dir vor, manche Männer fragen mich tatsächlich nach solchen Träumereien, ob ich mich nicht in Gedanken mit ihrem Schwanz beschäftigen würde... Als ob ich meine restliche Zeit auch noch damit ausfüllen wollte!). Weiß allerdings nicht, was wäre, wenn ich nicht so viel mit Sex zu tun hätte: Würde ich es vermissen? Auf Entzug sein? Darunter leiden? So jedenfalls fehlt mir der Sex nicht. Während ich ihn habe, brauche ich ihn nicht. Deshalb denke ich von mir als asexuell. Gleichgültig ihm gegenüber. Ihn umso besser ausführend. Paradox. Oder?"
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Freitag Spätnachmittags war unser Kinotag. Wenn sie in der Stadt war. Wenn sie dafür Zeit hatte. Keinen Termin hatte. Dann trafen wir uns im Foyer des wie aus einer versunkenen Zeit übrig gebliebenen kleinen Programmkinos, das ausländische Filme in Originalfassung vorführte. Vor allem spanische Filme interessierten sie, danach französische und italienische.
Ich verstand von diesen Sprachen zu wenig, um ohne Untertitel - was jedoch zum Glück eher weniger der Fall war - die Handlung verfolgen zu können. Bei finnischen Filmen ohne Untertitelung passten wir beide, obwohl mir Kaurismäki lag - aber ein auch sonst wortkarger Film ohne ein einziges verstandenes Wort, wäre denn doch zu langhinziehend.
An einem schwülfeuchten, drückenden Freitagnachmittag -
"kein Kinowetter", wie ich bemerkte - sagte sie:
"Wir könnten auch etwas anderes machen. Einen Besuch. Bei einem Bekannten - nicht eng bekannt. So etwas wie ein Geschäftspartner des Gurus" (sagte sie wirklich Guru? Von ihr hatte ich es so noch nie vorher gehört - nur der Maler und ich bezeichneten ihn so).
Wir nahmen ein Taxi. Unterwegs erzählte sie mir, das Ashley sie gestern angerufen hätte, unerwartet, und ihr gesagt hätte, er wolle sie wegen "ihm" sprechen. Über ihn reden. Ihr etwas von ihm ausrichten.
"Ich muss dir vorher noch etwas sagen, sei nicht überrascht, er ist eine Frau. Oder ein Mann. Ein Es kann man nicht sagen. Jedenfalls beides. Das Wort Transe mag ich nicht, sie würde sich aber nicht darüber ärgern, ich glaube sogar, sie nimmt es als Ehrentitel, so wie manche Schwarze sich als Nigger bezeichnen, den Weißen ihr Schimpfwort im Mund umdrehen, ins Respektfordernde wenden."
Einigermaßen verwirrt sagte ich nichts dazu. Fragte nicht, was nahe liegend gewesen wäre, warum lässt du dich darauf ein, oder: glaubst du, der Guru will dir dein Geld zurückgeben? - ich schwieg. Sie war mit ihren Gedanken anderswo, erwartete wohl auch keinen Kommentar von mir. Abrupt wechselte sie das Thema:
"Die Zeit ist etwas Merkwürdiges. Gestern war ich noch ein Kind (das war doch so, sag ja...), ein kleines Mädchen, das Kleine-Mädchen-Träume hatte, in einer Kleine-Mädchen-Welt lebte. Heute bin ich Erwachsen. Und ich erinnere mich an das kleine Mädchen von damals, als wäre es gestern gewesen. Es war ja auch gestern. Die Zeit dazwischen war fast nicht. Und ist doch gleichzeitig unendlich langsam vergangen, da jede Sekunde unendlich lang sein konnte - zwischen mir heute und damals liegen unendlich viele Gegenwarten. Und eigentlich gar keine Zeit.
Warum vergeht, verschwindet, verdunstet die Zeit so schnell? Warum bin ich jetzt schon erwachsen, nicht mehr das kleine Mädchen, dass sich mit ihrem Daddy deswegen streitet, weil er ihr nicht versprechen will, sie später zu Heiraten, wenn sie groß ist - und warum bin ich morgen alt und grau, und wieder ist keine Zeit vergangen? ...
Ich mag nicht, wie alles der Zeit unterworfen ist. Ihrem zu strengen Diktat. Ich mag nicht, wenn ich spüre, wie mein Körper altert. Heute Morgen habe ich wieder eine Falte unter meinem linken Auge entdeckt, siehst du sie?"
"Nicht in diesem Licht, im fahrenden Auto..."
"Was fange ich mit mir an, wenn ich alt geworden bin, eine Katastrophe für mich, eine Alte in meinem Job... Schauderhaft. Und die Zeit rennt mir davon, ich fliege durch die Zeit, wie in einem Traum, der zum Albtraum wird, schon geworden ist, ich werde durch die Zeit mitgerissen, mitgeschleift, wenn ich zur Ruhe komme, ist schon wieder eine neue Gegenwart und ich finde ein neues graues Haar zwischen den anderen..."
"Wo hast du graue Haare", sagte ich ungläubig, "ich sehe kein einziges..."
"Ja du...Du bist ja auch blind. Oder schmeichelst. Verzweifelst du nicht auch, wenn du an deinem Körper spürst, wie er sich verändert, aber nicht zum Guten, als Wachsen, sondern als Rückgang, als Verschleiß? Wie du an ihm dein Schicksal ablesen kannst: Zerfall? Auflösung? Ende? Dein Körper als Uhr, welche dir die schon vergangene Zeit anzeigt - dein Bewusstsein hält sich außerhalb der Zeit und überall auf - aber dein Körper nicht. Er zeigt dir den Verlauf an. Und kann nichts diesen Verlauf aufhalten, gibt es kein Mittel dagegen?"
"Das wäre auch ein Mittel gegen das Wachsen, Reifer werden", sagte ich, "und gerade du hältst mir immer vor, ich soll mich dem mehr öffnen, mich darauf einlassen..."
"Ich weiß, man kann nicht das eine ohne das andere haben. Und trotzdem..."
Wir waren angekommen. Stiegen aus, ich bezahlte. Wer war dieser oder diese Ashley? - Sie hatte mich neugierig gemacht.
Die Strasse war typisch für diese Gegend: Frisch renovierte Häuserfassaden neben verwitterten, mit Unrat vollgemüllten Hausruinen, oder Abbruchgrundstücken, als Ausschlachtplatz für Schrottautos genutzt, eine edel gestylte Boutique für Designerklamotten neben einem Ramschladen für gebrauchte Haushaltsgeräte. Das Gebäude, vor dem wir standen war schmal, der Eingangsflur dunkel und eng, die steile Treppe wie eingezwängt. Auf jedem Stockwerksabsatz eine zerkratzte, verschmierte Tür, mit mindestens drei verschiedenen Verriegelungen und Schlössern gesichert, an manchen zersplittertes Holz, wie Einbruchsspuren.
Wir stiegen bis unters Dach (es gab keinen Aufzug), die abgetretenen Stufen wollten nicht enden, wieder ging es einen Absatz höher, und nochmals. Oben gab es eine Überraschung: Ein Dachfenster erhellte einen wie frisch geweißten Eingangsbereich, die Tür war in einer rötlichen Erdfarbe gestrichen, statt einer elektrischen Klingel gab es eine Art Glockenspiel, das aber mit einer Gegensprechanlage verbunden sein musste, den auf unser Anschlagen hin fragte eine durch einen Lautsprecher gefilterte Stimme nach unserem Wunsch.
"Ja, bitte?"
Nach dem Passieren der Eingangsenge und nochmals einer steilen und schmalen Stiege gab es eine zweite Überraschung: Der Raum war nicht klein oder verwinkelt, sondern bestand aus dem gesamten Dachboden, die Konstruktion sichtbar, naturbelassene Baumwollstoffbahnen an ihnen so aufgehängt, dass man sich im Inneren eines Zeltes fühlte. Überall waren Teelichter platziert, die ein warmes Licht in dem sonst abgedunkelten Dachraum verbreiteten, Blumen (künstlich oder frische - ich konnte es nicht erkennen) waren in hohen Vasen in den Ecken aufgestellt, Tatami-Matten ausgelegt. Ein intensiver, aber angenehmer Duft mir unbekannter Geruchsrichtung füllte den Ort. Die Musik, die von einer nicht lokalisierbarer Quelle ausströmend im Raum schwebte, erinnerte mich vage an Indisches, war aber mit elektronischen Mitteln aufgenommen und verfremdet worden, einem ruhig strömenden Fluss ähnlich, dessen Glitzern im Wechselspiel von Sonnenlicht und Schattenpartien in eine träumerische Stimmung versetzt.
Vor uns, am anderen Ende des Dachbodens - in einer Kirche wäre es der Altarbereich gewesen, und genau so kam mir die Rauminszenierung auch vor: ein sakraler Ort - war, wiederum aus Teelichtern, ein weiter Kreis markiert, in dessen Zentrum ein ebenfalls rundes Bett stand. Auf ihm saß jemand mit gekreuzten Beinen, Ashley, dachte ich, die aber schwieg, als wir näher kamen, und uns nur mit offenem Blick ansah.
Sie war nackt, und nach dem, was man sah, eindeutig eine Frau, zwei volle Brüste bezeugten es, vielleicht zu perfekt, um echt zu sein. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Um was ging es hier? Um das Gespräch mit Ellen über den Guru? Wollte verwirrt stehen bleiben, Ellen schob mich leicht nach vorn, sagte -
"Hallo" - und wartete mit mir auf eine Reaktion Ashleys. Als er sprach, war seine Stimme weder männlich noch weiblich, vielleicht beides in einem, unbestimmbar.
"Hallo ihr Süßen" sagte sie (der Schock des Banalen traf mich), "setzt euch zu mir, aber wollt ihr euch nicht auch ausziehen, wie es sich gehört, wen man zu mir ins Bett kommt?"
Ich war noch mehr verwirrt und fand die Szene peinlich, wollte wieder gehen, Ellen jedoch fing wie selbstverständlich an, ihr Kleid hochzustreifen, in der Sommerschwüle hatte sie darunter weder BH noch Schlüpfer an, war nun nackt, bis auf ihre Sandaletten, deren Riemchen sie nun langsam löste.
"Und du, Süßer?"
Mehr durch die Situation gezwungen als aus eigenem Mitmachen wollen, begann ich auch damit, mich auszuziehen, zuerst, pedantisch, die Schuhe, dann die Hose, das Hemd, die Unterhose und zuletzt die Socken, die ich in die Schuhe legte.
"Kinder, setzt euch neben mich. Ellen, kannst du mir meinen Schaft massieren, und du, sauge dich an meiner Brust fest, stärker, nimm die Brustwarze zwischen die Zähne, ja, fester, ist gut, ist gut..."
Ohne großen Übergang und ohne viel Überlegen waren wir plötzlich in eine Sexaktion verwickelt, die meine Erregung heftig aufsteigen ließ.
"Ist gut."
Ashley löste sich von uns, stand auf, sagte : "wartet", stieg vom Bett und ging zu einer Räucherpfanne, die noch innerhalb des Lichterkreises daneben stand und in der etwas Glut glimmte. Davor war eine Schachtel mit Pulver und eine kleine, leere Holzschale. Sie löffelte eine Portion aus der Schachtel auf die Glut im Tiegel, ein heller Rauch stieg auf, der Duft, den ich nicht identifizieren konnte (aber jetzt erinnerte er mich ein wenig an Zitrone) intensivierte sich.
Einen Augenblick lang blieb sie unbeweglich stehen, wie in Gedanken versunken, von hinten betrachtet hatte er den Körper eines Mannes, breite Schultern, schmale Taille, schmale Hüften, kleine Pobacken, aber irgendetwas an seiner Art zu stehen, ihre ganze Haltung zeigte, dass sie eine Frau war. Als sie sich umdrehte, verwirrte sich dieser Eindruck wieder, da sein Glied erigiert abstand, nicht sehr groß, aber eindeutig genug.
"Mönchspfeffer", sagte er als Erklärung, was mir jedoch keine Erklärung war, da ich diese Bezeichnung zum ersten Mal hörte. Jetzt legte sie sich auf den Rücken, forderte uns zur Fortsetzung auf. Ich verdrängte irgendwie ihren männlichen Aspekt, hielt mich an ihre weiblichen Attribute, an das von langen Haaren gerahmte Gesicht, an die Brüste, sie saugte an mir, während Ellen an ihm saugte, doch irgendwann leckte ich mit Ellen, auf ihre Aufforderung hin, gemeinsam an seiner Eichel, hatte seinen Penis im Mund, ohne mir darüber Gedanken zu machen, was ich gerade tat...
Dann ritt Ellen ihn, während ich zusah, in einem Gefühlsgemisch von Eifersucht und voyeuristischer Erregung gefangen.
"Wartet", sagte er wieder, "ich bin durch die Hormonpräparate ein wenig gehandicapt, kann nicht mehr ejakulieren, diesen Teil musst du übernehmen."
Wir wechselten die Position. Ellen legte sich auf die Seite, nahm Ashleys Penis in den Mund, ich schob mein steifes Glied in Ellen, fing mich an, zu bewegen, zuerst sanft, dann heftiger, schneller, saugte gleichzeitig wieder an einer Brustwarze Ashleys, so dass wir ein miteinander verbundenes Dreieck bildeten.
So kam ich. Wir blieben einen Augenblick wie erstarrt liegen, dann überrollte mich plötzlich die Erkenntnis der Situation: Ich hatte Sex mit Ellen gehabt! Und gleichzeitig mit einer Mann-Frau!
"Nun zum Hauptteil", sagte Ashley in meine erschöpfte Verwunderung. Er/sie stand auf, holte die kleine Schale, schaufelte vorsichtig ein wenig Asche in sie, ging zu Ellen und hielt sie an ihre gerötete Vaginalöffnung. Diese presste den Saft aus sich, Samen und Vaginalsekret gemischt, einige Tropfen, die Ashley mit dem Finger in die Schale wischte.
Ich verstand nicht. Wieder fragte ich mich: Um was ging es hier? Ashley schien sich in Gedanken auf etwas zu konzentrieren, hielt die Schale vor sich, zeichnete dann mit seinem Zeigefinger eine verschlungene Figur auf den Schalengrund, eine Sekret- und Aschenspur ziehend. Noch immer war ich von der Merkwürdigkeit der Situation eingesponnen.
"Jetzt könnt ihr gehen, ihr Süßen, war wirklich nett mit euch beiden, dass nächste Mal ist es aber nicht gratis", sagte Ashley, "und nimm die Schale mit, du weißt ja, was du damit zu tun hast."
Wir zogen uns an, Ellen schien nicht so verwirrt wie ich, in Gegenwart Ashleys wollte ich sie aber nicht nach dem Sinn des Ganzen fragen, wartete ab, bis wir wieder auf der Straße standen und nach einem Taxi Ausschau hielten.
"Lass' es im Augenblick auf sich beruhen", sagte sie. "Ich wird's dir später erklären."
Wir fanden ein Taxi, sie wollte aber nicht, dass ich mit ihr nach Hause fuhr, so machten wir einen Schlenker durch meine Straße, ich stieg aus und sie fuhr nach Norden weiter. Da sie später doch nicht mehr über den Vorfall sprach (und sich ihr Verhalten mir gegenüber nicht veränderte), blieb mir dieser Besuch ein Rätsel, eine merkwürdige Episode ohne weitere Folgen. Vielleicht nicht ganz: War mein eigenes Koordinatensystem dadurch nicht auch ein wenig verschoben worden?
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